Intern
    Pathologisches Institut

    Klinik fördert Pathologie

    Die Klinik als Schrittmacher bei der Etablierung der Pathologie in Würzburg

    Neben der anatomischen Zergliederungskunst des menschlichen Körpers hat die Pathologie jedoch noch eine andere Wurzel - die klinische Medizin. Ziel der Pathologie ist die Entdeckung von Korrelationen zwischen klinischen Symptomen und Befunden der Autopsie. Es wurde von Giovanni Morgagni 1761 in seiner berühmten Abhandlung über "De sedibus et causibus morborum" (Über Sitz und Ursachen der Krankheiten) medizingeschichtlich wirksam definiert. Es dauerte dann aber noch fast 100 Jahre, bis an den medizinischen Hochschulen eigenständige Lehrstühle für Pathologie entstanden. In Würzburg vollzog sich diese Entwicklung wie folgt:

    • Im Geiste Morgagnis wurden in Würzburg schon im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts regelmäßig gezielt Obduktionen der im städtischen Juliusspital gestorbenen Patienten vorgenommen.
    • Carl Caspar von Siebold (1736-1807), Professor für Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe, nahm regelmäßig Sektionen in Anwesenheit von Studenten vor und führte anatomische Sezierübungen für angehende Chirurgen in den Unterricht ein.
    • Franz Caspar Hesselbach (1759-1816) wurde als abgebrochener Gymnasiast von Siebold als Sektionsgehilfe engagiert und 1783 zum Prosektor befördert. Er gewann bald eigenes Gewicht, indem er ab 1799 selbständig klinische Präparierübungen und Obduktionen leitete und kurze Zeit später eigene Vorlesungen hielt. Im Bewußtsein seiner Verdienste - dafür wurde ihm 1807 der Ehrendoktortitel von der Fakultät verliehen - strebte er nach Unabhängigkeit von der Anatomie, der er trotz enger Beziehungen zur Klinik aus historischen Gründen nach wie vor unterstand.
    • Barthel von Siebold (1764-1814) trat in die Fußstapfen seines Vaters Carl Caspar, zuerst als Anatom (1797-1803), dann als Chirurg (1803-1814). Er hielt in Würzburg als erster Vorlesungen über pathologische Anatomie.
    • Lucas Schönlein (1793-1864) war der erste, der sich in Würzburg in pathologischer Anatomie habilitierte (1817). Dank seiner fortschrittlichen Auffassung nahm die Würzburger Fakultät einen großen Aufschwung. Auch als berühmter Kliniker hielt er gelegentlich Vorlesungen über pathologische Anatomie, bis er 1833, als restaurative Kräfte in Bayern die Oberhand gewannen, wegen drohender Kerkerhaft aus Würzburg fliehen mußte. Über Zürich gelangte er schließlich nach Berlin, wo er an der Charite einer der klinischen Lehrer des jungen Virchow wurde, der die Würzburger Pathologie bald zu ungeahnten Höhen führen sollte.