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    Pathologisches Institut

    Gartenpavillon

    Der Gartenpavillon, die 1. Heimstätte der Würzburger Pathologie

    Als die Universität Würzburg 1845 einen Lehrstuhl für Pathologie einrichtete, gab es noch kein eigenständiges Institutsgebäude. Deswegen mußte der 1. Lehrstuhlinhaber, Bernhard Mohr, seinen Dienst in einem alten Barockgebäude antreten, das schon seit über 100 Jahren die Anatomie beherbergte: dem Gartenpavillon des Juliusspitals, der heutigen Poliklinik der Universität. Auch Mohrs Nachfolger, Rudolph Virchow, mußte sich nach seinem Amtsantritt 1849 noch 4 Jahre lang mit dem Provisorium begnügen. Danach erfolgte der Umzug einen Neubau, das sog. Kollegiengebäude.

    Ursprünglich als Gartenpavillon gedacht, wurde das Gebäude wahrscheinlich von 1703-1714 von Josef Greising errichtet, vielleich aber auch von Antonius Petrini, für den die Form des Gebäudes spricht. Es wurde 1726/27 auf Anweisung des damaligen Fürstbischofs Franz v. Hutten durch die beiden Flügelbauten ergänzt und zum Theatrum Anatomicum der Universität umgebaut. Interessant sind die beiden, wahrscheinlich von Peter Wagner stammenden Sandsteinfiguren an der westlichen (zum Garten hin gelegenen) Längsseite. Sie zeigen 2 Anatomen, der linke ein Herz haltend, der rechte einen Totenschädel.

    Im späteren Verlauf mehrfach umgestaltet und erweitert (1788, 1817, 1826), diente das ehrwürdige Gebäude über 100 Jahre lang von 1726-1853 der Anatomie. Hier wirkten eine Reihe illustrer Wissenschaftler, unter denen besonders Carl Caspar von Siebold, Albert Kölliker und Rudolph Virchow hervorzuheben sind. Nach dem gemeinsamen Umzug von Anatomie und Pathologie ins neugebaute Kollegiengebäude nutzte man den alten Bau u.a. als Gewächshaus, Sommeraufenthaltsraum für Rekonvaleszente des Juliusspitals, Festsaal und als Archiv, bis er im 2. Weltkrieg kurz vor dessen Ende am 16. März 1945 stark beschädigt wurde. Der Wiederaufbau in einfacher Form zog sich bis 1958 hin, wonach man das Gebäude als Veranstaltungszentrum und Festsaal nutzte. Im Zuge einer erneuten Revovierung 1999/2000 wurde im Festsaal der Stuck nach alten Fotographien wiederhergestellt. Nach Spuren der anatomische Vorgeschichte des Gebäudes sucht man in seinem Innern heute jedoch vergeblich.

    Das Gebäude selbst blieb erhalten und läßt sich besichtigen. Der Zugang erfolgt gewöhnlich durch das Juliusspital hindurch von der Juliuspromenade aus (Nr. 19) in Höhe der Straßenbahnhaltestelle. Nach Durchschreiten des Juliusspitals (Straßenflügel, Innenhof, Gartenflügel) erreicht man seinen parkartigen Garten, auf dessen Ostseite (rechts) sich der Pavillon befindet.