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    Pathologisches Institut

    Laudatio

    Laudatio Köllikers auf Virchow nach dessen Weggang aus Würzburg

    Kurz nach Virchows Rückkehr nach Berlin 1856 würdigte der Würzburger Anatom Albert Kölliker die Verdienste von Virchow um die "Physikalisch-Medizinische Gesellschaft". Er führte aus, Virchow

    "habe es verstanden, den Medizinern den wahren Wert der pathologischen Anatomie als der Basis ihrer ganzen Wissenschaft" zu vermitteln und sie davon zu überzeugen, "daß die Lehre von den krankhaften Veränderungen des Körpers nur dann wissenschaftliche und praktische Bedeutung hat, wenn sie zur Lebens- und Entwicklungsgeschichte derselben wird und die Prozesse von ihrem ersten Werden an durch alle Umbildungen bis zu ihrem letzten Ende verfolgt".

    Weiter führte Kölliker in seiner Laudatio auf Virchow aus:

    "Eine Prüfung hat uns auch in diesem Jahre betroffen, der Verlust unseres Virchow, der in diesem Herbste Würzburg verließ. Ich nenne ihn mit Bewußtsein und Stolz den Unseren. Ist doch gerade Würzburg und vor allem unsere Gesellschaft, der er fast vom Momente ihrer Gründung an gehörte, die Stätte gewesen, wo er eigentlich erst zu dem sich entfaltete, was er jetzt ist, und dürfen wir uns das Zeugnis geben, ihn von Anfgang an in seinem hohen Werte erkannt und - jeder nach seinen Kräften - seine Bestrebungen gefördert zu haben. Und damit niemand hierüber in Zweifel sei, so erlauben Sie mir, Ihnen hier das Wort zurückzurufen, das unser Freund bei der festlichen Zusammenkunft am 9. August, als wir zum letzten Male als Ganzes ihm gegenüberstanden, als Abschiedsgruß uns darbot: Er habe viel von uns gelernt. Hat Virchow von uns gelernt, so verdanken wir ihm noch weit mehr und ist sicherlich keiner unter Ihnen, der nicht bereit wäre, dies jederzeit offen und kräftig zu bekennen ... Ein solches Glied zu verlieren, das war für uns ein harter Schlag, umso mehr, da Virchow auch derjenige war, der den Gedanken, daß unsere Gesellschaft auch nach außen einen Wirkungskreis sich anbahnen müsse, mit der größten Begeisterung erfaßt und denselben am eifrigsten gelebt hat, und wird es nicht gewöhnlicher Anstrengungen und Opfer bedürfen, um den großen uns treffenden Verlust auch nur einigermaßen zu ersetzen."