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    Pathologisches Institut

    Ehefrau

    Rudolf Virchow und seine Frau Rose

    Virchow hat seine zukünftige Frau Rose (1832-1913), liebevoll "Röschen" genannt, 1847 in Berlin kennengelernt, als er häufig ihren Vater, Prof. Carl Mayer, den Vorsitzenden der Berliner Gesellschaft für Geburtshilfe, besuchte, um über die politischen und philosophischen Fragen der März-Revolution zu diskutieren.

    Vor seinem Umzug nach Würzburg (November 1849) verlobte sich Virchow mit Rose. Auf Wunsch des Brautvaters wurde vor der Hochzeit eine halbjährige Bewährungsphase eingelegt, währenddessen Rose in Berlin wartete. Nach ihrer Heirat Mitte 1850 in Berlin folgte Rose ihrem Mann an den Main.

    Ihre Hochzeitsreise führte das Paar in die Schweiz, wo sich Virchow für die Bergwelt des Berner Oberlandes (Eiger, Mönch und Jungfrau) begeisterte. Da sein weniger robustes "Röschen" leicht außer Atem geriet, setzte er sie bei langen Bergwanderungen aufs Pferd. Sein Besuch im berühmten eidgenössische Kretinenhospital - diese Gelegenheit ließ er sich auch in den Flitterwochen nicht entgehen - intensivierte sein Interesse am Kretinismus, den er, nach Würzburg zurückgekehrt, gründlich erforschte und in seiner Arbeit über die Verbreitung des Kretinismus in Unterfranken ausführlich beschrieb.

    Rudolf und Rose Virchow hatten sechs Kinder; drei davon kamen in Würzburg zur Welt. Darüberhinaus sind die Informationen über ihre Ehe spärlich. Man kann jedoch davon ausgehen, daß sie keine gleichberechtigte Partnerschaft im modernen Sinne führten. Vielmehr dürfte der ehrgeizige und selbstbewußte Professor seiner jungen Frau gegenüber - sie war bei der Hochzeit 18 - die Rolle eines ebenso liebevollen wie dominanten Familienpatriarchen gespielt haben, der sich mehr seiner Forschung widmete als seiner Familie.

    Von ihrer Berliner Umgebung getrennt und ihrem arbeitswütigen Gatten vernachlässigt, hatte es Rose im fremden Würzburg schwer. Außerdem neigte sie zur Melancholie und kränkelte häufig. Zu ihren Schwierigkeiten trug auch die Abneigung ihres Schwiegervaters bei, der in seinen Briefen aus seiner Abneigung ihr gegenüber keinen Hehl machte. Rudolf tat sein bestes, um zwischen ihnen zu vermitteln, scheint jedoch im Konflikt zwischen Vater- und Gattenliebe nicht eindeutig genug Partei für seine Frau ergriffen zu haben.

    Die gedrückte Athmosphäre - "Rose weint viel" meldete Virchow seinem boshaften Vater - besserte sich nach Einstellung von Nachwuchs, der nicht nur Roses Vereinsamung beendete, sondern auch einen positiven Einfluß auf die Einstellung ihres Schwiegervaters hatte, der nun dazu überging, die Familie mit fetten Gänsebrüsten aus der pommerschen Heimat zu verwöhnen.

    Das Bild zeigt das Ehepaar Virchow am Tag der Goldenen Hochzeit am 24. August 1900.