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    Pathologisches Institut

    Arbeitsalltag

    Arbeitsalltag von Virchow in Würzburg

    Als der Berliner Pathologe Ende 1849 einem Ruf auf den Lehrstuhl für Pathologie in Würzburg folgte, fand er keineswegs wohlgeordnete Verhältnisse als Grundlage für eine fruchtbare Forschungstätigkeit vor. Nach der Schaffung des Lehrstuhl 1845 waren dem 1. Amtsinhaber, Bernhard Mohr, nur drei Jahre des Wirkens vergönnt gewesen, so daß organisatorisch noch vieles im argen lag. Virchow schaffte es jedoch, innerhalb kurzer Zeit geordnete Verhältnisse als Voraussetzung für seine schöpferische Tätigkeit herzustellen.

    Die Problematik begann mit einer über 100 Jahre alten, beengten Arbeitsstätte, welche die Pathologie sich mit der Anatomie teilen mußte. Erst 1853 besserten sich die räumlichen Verhältnisse mit dem Umzug in das neugeschaffene Kollegiengebäude.

    Auch die finanzielle Ausstattung des Pathologie-Lehrstuhls war denkbar schlecht: ohne eigenen Etat - anfangs stand Professor Virchow noch nicht einmal ein Assistent zur Seite - war er finanziell von der Anatomie abhängig.

    Was die Lehre betrifft, so war er zwar vertraglich verpflichtet, eine Vorlesung über pathologische Anatomie zu halten. Seine Lehrstelle verfügte jedoch über keinerlei Lehrmittel (z.B. Präparate), da die bestehende Sammlung nach Ablösung der Pathologie bei der Anatomie verblieben war. An weitergehende Lehrveranstaltungen, wie z.B. einen Mikroskopierkurs, war zunächst nicht zu denken.

    Daß Virchow unter diesen Umständen nicht scheitete bzw. das Handtuch warf, lag zum nicht geringen Teil an seinem Kollegen Albert Kölliker, des kurz zuvor berufenen Inhabers des Lehrstuhls für Anatomie, zu dem Virchow auf Anhieb ein gutes Verhältnis entwickelte, was die genannten Abhängigkeiten hinsichtlich Arbeitsstätte, Finanzen und Lehrmittel entschärfte und Grundlage für eine fruchtbare Kooperation in Forschungsbelangen bildete.